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Alle Dinge mit den Zehen zu verstehen, mit den Finger zu begreifen,ist das erste hier auf Erden.Worte werden bald erblühen und Gedanken werden reifen. Alfred Baur

Die Kinder in der Mutter-Kind-Einrichtung des Hauses Mirjam sind in der Regel unter drei Jahren alt. Wie kann man mit Kindern, die noch über wenig sprachliche Ausdrucksfähigkeit verfügen, arbeiten?

Jedes Kind hat ein bestimmtes Bedürfnis, das sich nicht nach Entwicklungstabellen richtet. Zu erkennen, was dieses Kind in diesem Moment braucht, ist die größte Aufgabe der Betreuer.

Kinder, die unter einem Jahr alt sind, wollen ihre Umwelt er- und begreifen. Dafür ist weicher Ton ein ideales Medium. Er bietet Widerstand und gibt gleichzeitig nach. Durch Einbuchtungen und Erhöhungen, die sie mit den Fingern machen, erfahren die Kinder die Wirksamkeit ihres Tuns. Das Kneten und Matschen bereitet den Kindern nicht nur viel Freude, es fördert die Motorik und die Sensibilität der Hände. Beim anschließenden Reinigen unter einem dünnen Wasserstrahl wird die Sensorik wieder ganz anders gefordert. Das Wasser platscht auf die Hände, rinnt zwischen ihnen hindurch und lässt sich nicht fassen.
Erste Versuche mit dicken Stiften auf Papier können gemacht werden. Ein Rhythmus der Stiftespur wird durch zum Malen gesprochene Reime gefördert. Viel Spaß und gemeinsames Erleben entstehen, wenn Mama für das Kind malt, was es möchte. Sonne, Auto oder Feuerwehr sind beliebte Motive, die sich die Kinder wünschen und aus denen manchmal kleine Geschichten auf dem Papier entstehen. Das Gefühl, die Mama ist ganz für mich da ist ein besonderes Erlebnis.
Beginnt ein Kind jedoch laufen zu lernen, hat es ganz andere Bedürfnisse. Ihm fehlt noch die Mitte, aus der heraus es die Arme und den Oberkörper bewegen kann. Dieses Kind sollte Gelegenheit haben, den Raum zu erkunden: vorne - hinten, oben - unten, rechts - links. Erfahrungen der Raumdimensionen erfordern einen Erwachsenen, der beobachtet und nur unterstützend eingreift, wenn Gefahr droht. Dann ist die Freude der Kinder umso größer, wenn die ersten Schritte gelingen.
Kann das Kind dann sicher laufen und braucht es die Arme nicht mehr zur Balance, erfreut es sich an den bunten Fingerfarben. Anfangs nur mit zwei Tönen aus den Grundfarben, kann es experimentieren, Hände und Finger abdrucken. Viele Kinder lieben es, erst mal sich selbst zu bemalen, bevor sie auf dem Papier weitermachen. Die Umgebung ist in unserem Kunstraum so gewählt, dass ein paar Farbspritzer kein Unglück sind. Die Kinder können also nach Herzenslust die Farben erfahren.
Das wichtigste ist für uns, den Kindern einen Freiraum zu geben, in dem sie (fast) alles ausprobieren können. Es gibt keine Fehler. Es geht um den Prozess und nicht das Ergebnis. Dies ist die Grundlage auf der Kreativität und das Gefühl der Selbstwirksamkeit entstehen kann.

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